5 Questions for Member Laura Koubenec on
How to Keep Nerves in a Pandemic

Laura Koubenec from Reconnecting-You. Image © private

14. Februar 2021

<<English version below>>

Laura Koubenec ist seit 2019 Mitglied bei tuesday coworking. Sie ist Beziehungs- und Relocationcoach und Mediatorin, insbesondere für interkulturelle Paare und Familien. Sie arbeitet am liebsten vom Space in der Feurigstraße.

OV: Liebe Laura, wer sind Deine KundInnen?

LK: Meine Kunden sind vor allem interkulturelle Paare – aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen. Ihre individuellen Themen oder Probleme sind natürlich sehr unterschiedlich, aber sie haben alle gemeinsam, dass sie ihre Kommunikation verbessern möchten und bewusstere Wege finden möchten mit kulturellen Unterschieden umzugehen.
Häufig geht es natürlich auch um Kindererziehung oder komplizierte Beziehungen zu den Schwiegereltern. Also in manchen Fällen sind dann die Jugendlichen und Schwiegereltern auch Teil der Mediationssitzungen. Oft wechseln wir hin- und her zwischen Deutsch, Englisch und Spanisch, damit alle die Sprache sprechen, die ihnen am leichtesten fällt – die Themen an sich sind ja schon schwierig genug.

Zu meinen Kommunikationsworkshops kommen auch viele Singles, die ihre Kommunikation mit Kollegen, Familienmitgliedern oder zukünftigen Partnern verbessern wollen.

OV: Was war zuerst: das Ei oder das Huhn? Ich meine, Deine eigene Erfahrung in einer internationalen Ehe oder Dein Interesse am Coaching für internationale Paare? 😉

LK: Ich würde sagen meine eigene interkulturelle Erfahrung kam zuerst. Ich war immer schon neugierig was andere Kulturen angeht und habe selbst in 7 Ländern gelebt. Ich habe am eigenen Leib gespürt was Kulturschock wirklich bedeutet und zig Missverständnisse und Frustrationen im Alltag, in Freundschaften und Beziehungen erlebt.
Also diese Faszination für andere Kulturen war schon immer da und dann habe ich auch noch in Oxford meinen Master für Kulturanthropologie gemacht. Nach meiner Coaching- und Mediationsausbildung habe ich erstmal jahrelang als angestellte Mediatorin in England gearbeitet, aber ich wollte etwas Eigenes, etwas was wirklich meiner Leidenschaft entsprach – deshalb der Fokus auf interkulturelle Paare und Coaching für Auslandsumzüge. Ich würde sagen, dass meine Auslandserfahrung und meine Mediationsausbildung Voraussetzung für meine interkulturelle Ehe waren.

OV: Ich bin Russin, mein Mann kommt aus Irland. Dass unsere Hintergründe und Muttersprachen sehr verschieden sind, sehen wir als Vorteil und eine konstante Quelle der kulturellen Bereicherung. Jedoch kennen auch wir Momente, wo wir gegenseitig einen Witz oder eine geschichtliche Referenz überhaupt nicht nachvollziehen können, dafür fehlt ganz einfach die Basis. Davon abgesehen, sind die behördlichen Hürden (in meinen persönlichen Fall, EU-Bürger & Non-EU-Bürgerin) auch ein Thema. Mit welchen Beispielen aus der eigenen Coaching-Praxis bewaffnest Du Deine KlientInnen?

LK: Ja, dann erlebst du wahrscheinlich selbst die Bereicherungen und Herausforderungen in deiner Ehe.
Innerhalb meines Coachings geht es um die speziellen Probleme eines Paares. Was sind Themen, die immer wieder Streit verursachen oder Missverständnisse hervorrufen? Es ist mir wichtig, allen Beteiligten Raum zu geben, um zu erklären, wie sie die Situationen persönlich erleben. Deshalb gebe ich eher Empathie und stelle Fragen, anstatt Beispiele zu geben, die vielleicht nur bedingt zutreffen.
Beispiele aus der Praxis zeigen mir immer, dass kulturelle Unterschiede in vielen Momenten auftreten, die weit über die allgemein bekannten wie verschiedene Kleidung, Sprache, Essen hinausgehen. Ich erinnere mich an emotionale Termine bzgl. unterschiedlichem Vertrauen in verschiedene Heilungsmethoden, Einstellung zu Geistern/ bösen Augen/ Aberglaube, angemessene Geschenke, vorehelichem Sex etc..

In vielen Fällen treten die interkulturellen Unterschiede erst richtig zu Tage bei der Kindererziehung – z.B. Bezug der Kinder zu sozialen Medien, religiöse Zugehörigkeit, Ritualen zu bestimmten Lebensabschnitten.
Generell möchte ich von Verallgemeinerungen absehen, sondern KlientInnen dazu anregen sich gegenseitig besser zu verstehen. Was hat den PartnerIn geprägt, welche Glaubenssätze hat er oder sie usw.?

OV: An welche Best-ofs eures gemeinsamen Ehelebens denkst Du voller Stolz?


LK: Wie du schön erwähnt hattest, gibt es viele bürokratischen Hürden. Wir haben damals sowohl den Visaantrag wie auch die Erlaubnis zur standesamtlichen Trauung in Deutschland aus dem Ausland koordiniert. Ich lebte damals in England und mein Mann in Dubai, wir brauchten viele Dokumente aus seinem Heimatland (Indien) und meinem (Deutschland). Es war ein Albtraum, da die Systeme/Formulare in Deutschland und Indien nicht zusammengepasst haben, aber mit viel Teamwork, gegenseitiger Unterstützung und Glaube an unsere Beziehung haben wir es geschafft.

Der größte Best-of war allerdings unsere traditionelle südindische Hochzeit in Chennai. Mit viel Fingerspitzengefühl und endlosen Diskussion bzgl. südindischer Kultur, Religion und Familienstrukturen haben wir alles erfolgreich gemeistert. Das heißt wir haben allen Verwandten und Bekannten angemessenen Respekt gezeigt, Traditionen und Bräuche geachtet und die drastisch unterschiedlichen Herangehensweisen (z.B. Vorlaufzeiten) überbrückt.

OV: Das klingt nach einer (fast!) vergessenen Zeit, wo große Familienfeste erlaubt waren! Die aktuelle Situation weltweit ist jedoch eine andere:
Wegen der allgemeingeltenden Freizeitbeschränkungen finden sich viele Leute wie ‘eingesperrt’ mit ihrem PartnerIin zuhause. Es sind Zeiten, wo die zwischenmenschlichen Beziehungen in jeder Hinsicht unter Probe stehen. Für berufstätige Eltern, vor allem Mütter, sind die geschlossenen Kitas und das Home Schooling kaum mit dem Home-Office kombinierbar; die Ungleichstellung von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft wird dadurch extrem spürbar. Dazu ist die Anzahl von Hausgewalt-Vorfällen und Scheidungen rasant gestiegen, die Geburtsrate ist dagegen gesunken. Die globalen Reisebeschränkungen machen es schwer bis hin zu unmöglich für viele Expats, ihre Verwandtschaft in anderen Ländern zu besuchen.
Wie spiegelt sich die aktuelle Situation in Deiner Praxis als Coach für Beziehungen und Relocation (Umzüge)?


LK: Ja, es ist wirklich eine turbulente Zeit, die viele Beziehungen extrem belastet und unsere ganze Gesellschaft stark beeinflusst. Die stressige Gesamtsituation führt zu vielen zusätzlichen Streitigkeiten.
Im Coaching bemerke ich insbesondere die allgemeine Gereiztheit, da den Menschen der Ausgleich fehlt, ich meine die Aktivitäten, die ihnen Leichtigkeit und Freude bringen. Durch das Aufeinanderhocken kommen unterschwellige Muster viel mehr zu Tage. Themen, die vorher verdrängt wurden, sind jetzt viel offensichtlicher. Das ist allerdings auch eine Chance, den PartnerIn auf neue Weise kennenzulernen und sich Problemen zu stellen, die lange nicht angegangen wurden.
Im Gegensatz dazu bangen manche meiner KlientInnen um ihre Beziehung, da sie auf Grund der Reisebeschränkungen schon seit langer Zeit nicht mehr physisch zusammen waren. Der ganze Fokus ist dann über Social Media und Videocalls in Kontakt zu bleiben, aber ihnen gehen die Themen und Online-Aktivitäten aus.

Was das Relocation-Coaching angeht, merke ich, dass es Menschen noch viel schwieriger fällt sich in einem neuen Land einzuleben. Viele der Freizeitangebote haben geschlossen, im Home-Office ist es schwieriger Anschluss an ein neues Büro-Team zu finden. Was dann häufig passiert, dass sie mental weiterhin in ihrem Herkunftsland bleiben und sich nicht wirklich integrieren.

OV: Kannst Du unseren CoworkerInnen – ein Völkchen von überall – einen Tipp geben, wie man angesichts der Pandemie und der Ratlosigkeit die eigenen Nerven nicht verliert und auch dem PartnerIn genug Rückhalt gibt?

LK: Ja, also bezüglich der Nerven habe ich folgende Tipps:
– Klare Absprachen treffen wer wann welches Zimmer benutzt, um sich gegenseitig ausreichend Raum zu geben für Arbeit, Videocalls mit Freunden und Alleinsein.
– Trotz aller Einschränkungen (online) Zeit mit Freunden und Familie verbringen, um nicht alle Pläne und Erwartungen auf den PartnerIn zu fokussieren.
– Sich gemeinsam mit Freunden online Aktivitäten suchen – von EscapeRooms bis zu Yoga oder Online-Reiseführungen.
– Viel Bewegung, um dem Gefühl „eingesperrt“ zu sein entgegenzuwirken, vom Crosstrainer zu Hause bis zum Online-Bodycombat oder wildem Tanzen oder langen Spaziergängen, nur nicht lange auf dem Sofa sitzen

Bezüglich des Rückhaltes würde ich sagen:
– Wie immer Kommunikation ist alles. Offen Fragen wie „Was für eine Unterstützung brauchst du gerade, einfach eine Umarmung, konkrete Ratschläge oder einfach nur mal wild Tanzen?“ sind nützlich.
– Sich immer vor Augen zu halten, dass wir in einer Ausnahme-Situation sind. Da kann der PartnerIn schonmal gereizter sein als sonst. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass das nicht an der Beziehung, sondern der Situation liegt. Dann wird man verständnisvoller und nimmt Sachen nicht so schnell persönlich.

Hast Du Fragen zu Lauras Coaching-Ansätzen? Schreibe ihr: info@reconnecting-you.com
Mehr Information hier: www.reconnecting-you.com

Das Gespräch führte Olesia Vitiuk

<<ENGLISH VERSION>>

Laura Koubenec has been a member of tuesday coworking since 2019. She is a relationship and relocation coach and mediator, particularly for intercultural couples and families. She prefers to work from the space in Feurigstraße.

OV: Dear Laura, who are your clients?

LK: Most of my clients are intercultural couples, they come from all over the world and have diverse cultural backgrounds. Their specific issues and problems obviously vary a lot, but they all share the desire to improve their communication and find more conscious ways to deal with their cultural differences.
Issues around child rearing and the complicated relationship to the extended family are also often part of the sessions. Thus, at times adolescents and in-laws join the mediation sessions. Frequently, we switch between German, English and Spanish to enable everyone to speak the language they feel most comfortable with – the topics as such are difficult enough.

When I host communication workshops many participants are also singles who want to improve their communication with colleagues, family members or future partners.

OV: Which came first: the chicken or the egg? I mean, your own experience in an intercultural marriage or your interest in coaching intercultural couples? 😉

LK: I would say my own intercultural experience came first. I was always curious about different cultures and have lived in 7 counties. I experienced first-hand what it truly means to have a culture shock, and also dozens of misunderstands and frustrations in friendships and relationships.
So, this fascination for different cultures has always been there and then I chose to do my Master in Cultural Anthropology at Oxford University. After my training as a coach and mediator I was employed for several years in the UK as a mediator, but I wanted my own project, something I am truly passionate about – therefore I chose the focus on intercultural couples and relocation coaching. I would say that my international life experience and my mediation training were a pre-requisite for my intercultural marriage.

OV: I am Russian, my husband is from Ireland. We see the fact that our backgrounds and mother tongues are very different as an advantage and a constant source of cultural enrichment. However, we also know moments when we can’t understand each other’s jokes or historical references at all, we simply don’t have the basis for it. Apart from that, the official hurdles (in my personal case, EU citizen & non-EU citizen) are also a huge issue.What examples from your own coaching practice do you arm your clients with?

LK: Yes, you probably experience it yourself in your marriage how the intercultural aspect both enriches and challenges the relationship.
My coaching sessions are all centered around the specific issues of a couple. For instance, which topics keep causing arguments or misunderstandings? It is important to give all clients the space to explain how they personally perceive the situation. Therefore, I usually give more empathy and ask questions, rather than providing examples that might only partially be applicable to their personal experience.
Examples from my coaching practice keep reminding me that cultural differences are influential far beyond the well-known differences in clothes, language and food. I remember for instance emotional sessions concerning different levels of trust in different healing methods, attitudes towards ghosts/ bad eyes/ superstition, appropriate gifts, sex before marriage etc.

In many cases cultural differences only became really apparent when it comes to child rearing, for instance use of social media, religious affiliation, rituals in different phases of the child’s life.

Generally, I try to stay away from overgeneralisations, instead I am trying to encourage my clients to understand each other better. What has shaped their partner, which beliefs does she/he hold etc.?

OV: Which best-ofs of your married life do you think of with pride?

LK: As you already mentioned, expats have to overcome a lot of bureaucratic hurdles. Back then we coordinated both his visa application and our marriage permit in Germany while being abroad. I lived in the UK while my husband-to-be lived in Dubai, we required a lot of documents from his home country (India) and from mine (Germany). It was a nightmare because the systems/forms used in Germany didn’t match those in India, but with a lot of teamwork, mutual support and faith in our relationship we mastered it all.
The biggest best-of was our traditional South Indian wedding in Chennai. With a lot of sensitivity and endless discussions regarding South Indian culture, religion and family structures we made it happen. That means we showed all due respect to his relatives, honoured traditions and bridged drastically different planning approaches (e.g. time management).

OV: That sounds like (almost!) a forgotten time when big family parties were allowed! However, the current situation worldwide is very different.

The Due to the governmental restrictions on spending the leisure time outside (in bars, clubs, even offices), many people find themselves ‘locked up’ with their partner at home. These are times when interpersonal relationships are tested in every way. For working parents, especially mothers, the closed daycare centres and home schooling can hardly be combined with home offices; as a result, the inequality of womxn and men in our society becomes extremely palpable. In addition, the number of domestic violence incidents and divorces has increased rapidly, while the birth rate has decreased. Global travel restrictions make it difficult to impossible for many expats to visit their relatives in other countries.

How is the current situation reflected in your practice as a relationship & relocation coach?

LK: Yes, this is really a turbulent time that puts a huge strain on many relationships and heavily influences society as a whole. The stressful overall situation causes many additional arguments.
In my coaching sessions I sense an overall added tension because many people currently lack activities that bring them ease and joy. By spending a lot of time together in quarantine many relationship patterns surface. Topics that previously have been supressed or belittled now become more apparent. This can also be a chance to get to know your partner in a different way and to address issues that have been lingering for some time.

On the opposite end of the spectrum are those clients who are currently concerned about their relationship as they haven’t seen each other in ages due to the travel restrictions. Their whole focus is on trying to foster some connection via Social Media and video calls, but at some point they run out of topics and online activities.

When it comes to the relocation coaching, I notice that it is even more difficult for people to settle in a new country. Many leisure time activities are closed, and it is harder to bond with a new team when working from home. What happens often is that clients mentally remain in their country of origin and that they don’t really integrate in the new country.


OV: Can you give tuesday’s coworkers – a very mixed crowd from all over – a tip on how not to lose the nerves in the face of the pandemic and the general helplessness and how to give their partners enough support?

LK: Well these are my tips regarding avoiding to get on each other’s nerves:
– Have clear agreements who is using which room to give each other sufficient space for work, video calls with friends and spending time on your own.
– Despite all restrictions spend time with friends and family (online). Avoid making all plans with your partner and placing the burden of all expectations on him/her.
– Find activities to do with your friends – anything from escape rooms to yoga to online guided travel tours.
– Physically move a lot to counteract the feeling of being “locked in”, get a cross-trainer at home, do online classes like body combat or dance around freely or go for long walks, just don’t stay on your sofa for a long time.

With regards to support I would say:
– Communication is key. Open questions such as “What kind of support do you need at the moment, a hug, concrete advice or just a wild dance?” are useful.
– Remember that we are living in an exceptional time. Your partner might be more on edge than usual. It is important to be aware that this is due to the situation and not the relationship. This helps you be more understanding and to avoid taking things personally.

Do you have questions about Laura’s coaching approaches?
Contact her: info@reconnecting-you.com
More information here: www.reconnecting-you.com

The interview was conducted by Olesia Vitiuk